Ein römisches Landhaus ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit zwei unterschiedlichen Bereichen: dem Wohnbereich oder Pars urbana und dem Wirtschaftsbereich Pars rustica. Im ersten wohnte der Besitzer (Pater familias oder Dominus) des Landguts und im zweiten befanden sich die Gebäude für die Bewirtschaftung des Fundus, des zum Landhaus gehörenden Grund und Bodens, der sich oftmals großflächig ausdehnte und ein Latifundium bildete.
Die heute in Veranes zu besichtigenden archäologischen Reste gehören zur pars urbana eines großen Landhauses, das in spätrömischer Zeit (4. Jh. n. Chr.) auf den Ruinen einer bedeutenden frührömischen Siedlung errichtet wurde. Dieses einer bedeutenden Persönlichkeit, wahrscheinlich namens Veranius, gehörende herrschaftliche Haus wurde in drei Phasen im Laufe des 4. Jh. n. Chr. umgebaut und erweitert. Das Landhaus war bis ins 5. Jh. n. Chr. bewohnt.
Der Komplex gliedert sich in vier am Hang gegrabene Terrassen, die sich auf einer Fläche von ca. einem Hektar erstrecken. Aus typologischer Sicht kann das Gebäude als lineares Landhaus mit Galerie bezeichnet werden.
Der Haupteingang des Landhauses befand sich an der Westseite und führte zum Nordhof. Zu dessen Linken befand sich der Dienstbereich (Kornspeicher, Küche und Ofen) und zur Rechten der Eingang zu den restlichen Nebengebäuden. Eine lange überdachte Galerie bzw. Loggia führte zum Empfangssaal, der im östlichen Gebäudeteil lag und dem gesellschaftlichen und politischen Leben vorbehalten war.
Im südlichen Gebäudeteil befand sich ein Gesellschaftsraum bzw. Exedra und ein großer Speisesaal bzw. Triclinium, der in einer Apside lag. Die Bäder bzw.Thermen lagen an der Südfront des Landhauses.
Im Nordgebäude befand sich der Wohnraum des Hausherrn (Diaeta) und eine rechteckige Halle vor dem Hauptempfangsraum (Oecus) bzw. Großen Saal, der mit einem mehrfarbigen Mosaik gepflastert war. In diesen Gemächern empfing der Hausherr von Veranes die Klientel und die öffentlichen und privaten Gesandtschaften und übte seine Herrschaft über Land und Leute auf einem fast kaiserlichen Niveau aus.
Die Anordnung dieser Räume lässt darauf schließen, dass der förmliche Rundgang der Besucher des Landhauses am Eingang des Nordhofs begann,über den man die große, nach Süden offene Loggia erreichte, die zu den Hauptempfangsräumen führte.